1 Juli 2024
Was sagen die jüngsten wissenschaftlichen Ergebnisse zur Sicherheit und zu den Vorteilen von kalorienarmen/kalorienfreien Süßstoffen (LNCS) und wie sehen die globalen Empfehlungen für ihre Verwendung aus? Diese und andere Fragen wurden von wissenschaftlichen Experten im Rahmen eines Webinars erörtert, das am 27. Juni vom Internationalen Süßstoffverband (ISA) in Zusammenarbeit mit der Iberoamerikanischen Stiftung für Ernährung (FINUT) veranstaltet wurde.
ISA und FINUT haben führende Experten der Ernährungs- und Gesundheitsgemeinschaft aus Lateinamerika und der ganzen Welt zusammengebracht, um die neuen wissenschaftlichen Ansätze im Zusammenhang mit kalorienarmen/kalorienfreien Süßstoffen und ihren Wirkungen aus der Perspektive der öffentlichen Gesundheit zu beleuchten: Dr. Luis Alberto Moreno Aznar, Präsident der FINUT, Diego Varela, Vizepräsident des Codex Alimentarius und Geschäftsführer von ACHIPIA (chilenische Agentur für Nahrungsmittelsicherheit und -qualität), Dr. Samuel Durán von der Abteilung für Ernährung an der Universität von San Sebastián in Chile, Dr. Hugo Laviada-Molina von der Universität Marista de Mérida in Mexiko und Professor Kees de Graaf von der Universität Wageningen in den Niederlanden.
Die Sicherheit der kalorienarmen/kalorienfreien Süßstoffe war ein wesentlicher Teil der Debatte. Regelungsbehörden weltweit, darunter der gemeinsame FAO/WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), haben die Sicherheit der LNCS bestätigt. Zahlreiche Länder in Lateinamerika genehmigen die Verwendung kalorienarmer/kalorienfreier Süßstoffe basierend auf der Sicherheitsbewertung des JECFA und den Bestimmungen des Codex Alimentarius.
Als Antwort auf den hohen Zuckerkonsum in Chile wurde 2016 das chilenische Gesetz über die Auszeichnung von Nahrungsmitteln verabschiedet. Daraufhin wurden umfangreiche Anstrengungen seitens der Industrie unternommen, um Nahrungsmittel- und Getränkeprodukte umzuformulieren und den Zuckeranteil auch durch die Verwendung von kalorienarmen/kalorienfreien Süßstoffen zu senken. Die von Dr. Samuel Durán vorgestellten Forschungen zeigten, dass auch eine Umstellung der Verbraucher auf Produkte, die mit LNCS gesüßt sind, den LNCS-Verzehr nicht über die erlaubte Tagesdosis (ETD) hinaus erhöhte. Entsprechende ETD-Werte sind für jeden Süßstoff und für die Gesamtbevölkerung, einschließlich der Kinder, festgelegt.
Dr. Laviada-Molina beleuchtete wichtige Daten zu den Vorteilen kalorienarmer/kalorienfreier Süßstoffe. Die Erkenntnisse aus zahlreichen klinischen Studien, die in systematischen Überprüfungen und randomisiert kontrollierten Studien bewertet wurden, zeigten eine Reduzierung der Kalorienaufnahme, wenn LNCS anstelle von Zucker verwendet wird. Das wiederum kann zu einem moderaten Gewichtsverlust beitragen und hat gleichzeitig keine Auswirkungen auf das Insulin und die Blutzuckerwerte.
Anders als die Erkenntnisse aus randomisierten kontrollierten Studien liefern Beobachtungsstudien widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen dem Verzehr kalorienarmer/kalorienfreier Süßstoffe und dem Körpergewicht, weil Beobachtungsstudien für umgekehrte Kausalitätsbeziehungen anfällig sind. Wie Dr. Laviada-Molina ausführte, ist es wahrscheinlicher, dass übergewichtige oder fettleibige Menschen zu LNCS als einem Mittel zur Kontrolle ihres Gewichts greifen, als dass LNCS eine Überernährung oder Fettleibigkeit verursachen. Die Vorteile von LNCS für den Gewichtsverlust und die Reduzierung der Kalorienzufuhr wurden weiterhin von Organisationen wie der Amerikanischen Diabetesvereinigung, der Arbeitsgruppe Diabetes und Ernährung der europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung sowie von Diabetes UK bestätigt.
Robuste Forschungen unter der Leitung von Professor de Graaf lieferten keine Argumente für die These, dass der Verzehr kalorienarmer/kalorienfreier Süßstoffe zu einem gesteigerten Appetit auf Süßes, Zucker oder süße Produkte führen kann, oder für einen Zusammenhang zwischen der Süßeexposition und einer Veränderung der geschmacklichen Vorlieben. Die bisherigen Forschungen haben keine Nachweise dafür geliefert, dass die Süßeexposition zu einer Vorliebe für mehr Süße führt, weder durch eine wiederholte Exposition noch durch die Insulinreaktion in der cephalischen Phase. Unter der Leitung von Prof. de Graaf führt jeweils ein Forschungsteam der Universitäten von Bournemouth und Wageningen im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden die bisher umfangreichste Studie zu dieser Fragestellung durch und die entsprechenden Ergebnisse werden in Kürze erwartet.
Den Abschluss des Webinars bildete eine aufschlussreiche Debatte, in der die Sprecher auch die Notwendigkeit weiterer hochwertiger, langfristiger Studien zu LNCS betonten, die eine robustere Bewertung der Nahrungsmittelaufnahme verwenden, mit standardisierten Methodologien arbeiten und auf einer guten statistischen Praxis beruhen.
Weitere Informationen zur Sicherheit und zu den Vorteilen kalorienarmer / kalorienfreier Süßstoffe finden Sie hier:
- Sicherheitsbewertung von kalorienarmen/kalorienfreien Süßstoffen (Factsheet)
- Rolle der kalorienarmen/kalorienfreien Süßstoffe für die Gewichtskontrolle (Factsheet)
- Smart Swaps als Teil einer gesunden Ernährung: Die Rolle der kalorienarmen/kalorienfreien Süßstoffe (Factsheet)
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